Vom Entdecker zum Rechercheprofi : Klassenführungen im Projekt "Öffentliche Bibliothek und Schule - neue Formen der Partnerschaft" / Bertelsmann Stiftung (Hrsg.). [Verantw.: Bettina Windau]. - Gütersloh : Verl. Bertelsmann Stiftung, 1998. ISBN 3-89204-391-4
Junge Menschen in die Welt der Bücher zu begleiten, dies wird von Schulklasse zu Schulklasse schwieriger. Öffentliche Bibliotheken und Schulbibliotheken erkennen verstärkt, dass die jungen Leser auf dem Weg in das Informationszeitalter nicht mehr vorrangig Informationen aus Bibliothek oder Schulbibliothek beziehen, öffentliche Bibliotheken und Schulen verlieren so junge Menschen auf dem Weg in das Jugendalter.
Ein Rezept zur aktiven Leseförderung können gut vorbereitete Klassenführungen sein. Erfahrungen haben gezeigt, dass Klassenführungen das einzige Bindeglied zwischen Bibliothek und Schule sind. Leider werden die Schüler nicht klar angesprochen, da meistens Mahngebühren, Benutzungsbestimmungen, Katalogbenutzung oder Folgen bei Buchverlust bei Bibliotheksführungen im Vordergrund stehen. Dies schreckt Schüler eher ab und erschwert das Lesen eines Buches oder den Gebrauch einer Schulbibliothek.
Schüler werden oft nicht aktiv an der Führung beteiligt. Sie haben somit keine Chance, behutsam in die Welt der Bücher eingeführt zu werden, geschweige, sie spielerisch erkunden zu können. Schüler müssen angesprochen werden, und die Medien sollen nach Wünschen der Schüler in einer Ausschwärmphase selbst begutachtet werden. Nur so kann aktive Leseförderung durch eine gut vorbereitete und ansprechende Klassenführung Erfolg bringen.
Durch die starke Nachfrage der Fachöffentlichkeit und durch die vielen Fortbildungs-Veranstaltungen zu diesem Thema wurde das Projekt "Klassenführungen" im Projekt "Öffentliche Bibliothek und Schule - neue Formen der Partnerschaft" durch die Bertelsmann Stiftung geboren. Das Buch soll vor allem bewirken, die traditionelle, langweilige Bibliotheksführung durch aktives Mitwirken der Schüler abzulösen.
Leiter des Projektes war Andreas Mittrowann, Projektkoodinatoren Heike Daume, Michaele Gincel-Reinhardt, Ute Palmer-Horn, Beate Renner, Raimar Wiegand und Andre Zimmermann. Das Buch stellt Projekte aus den Bibliotheken Rosenheim, Ratingen, Greifswald, Hoyerswerda, Marburg und Villingen-Schwenningen vor.
Zu Beginn des Gesamtprojektes wurden folgende Mängel bei Klassenführungen ausgearbeitet:
Als Folge dieser Mängel wurden vier aufeinander aufbauende Typen von Klassenführungen entwickelt:
Das Konzept ist für die Grundschule gedacht. Langsam werden die Schüler in die Bibliothek eingeführt. Erst am Ende der Führung gibt es die üblichen formalen Benutzungshinweise.
2. Spiel und Spaß mit Büchern
Das Konzept bis zur 6. Klasse baut auf "Entdeckungsreise" auf. Die Schüler werden durch Stöbern, Vorlesen und Gespräche über Bücher in die Bibliothek eingeführt.
3. Bibliotheksgalaxis
Die Schüler machen eine Reise in die "Galaxis". Das Konzept bis zur Sekundarstufe I bezieht die Schüler durch die Wahl von Themen in die Welt der Bücher ein.
4. Thema, Stoff und Recherche
Ein Angebot für Schüler, die die Bibliothek schon kennen, aber tiefer in die Recherchestrategien einsteigen sollen.
Die Projektbibliotheken wurden aufgefordert, gemeinsam mit den Projektschulen in eine Erprobungsphase zu gehen. Eckpfeiler des Projekts war das Konzept Bibliotheksgalaxis aus Ratingen und das der Entdeckungsreise aus Marburg. Beide haben produktionsorientierte Vorgehensweisen entwickelt. Die Bibliothek in Greifswald hat einen anderen Schwerpunkt gelegt. In der Klassenführung Thema, Stoff und Recherche geht es um die Entwicklung von Recherchekompetenz in der modernen Informationsgesellschaft. Sämtliche Modelle der Klassenführungen sollen in anderen Städten des Projektes erprobt und individuell angepaßt werden können.
Die einzelnen Konzepte sind in den dem Buch bausteinartig gegliedert, somit wird erreicht, daß die vorgestellten Konzepte jederzeit auf eine andere Bibliothek angewandt und individuell angepaßt werden können. Dies ist wichtig, da jede Schulbibliothek für eine andere Zusammensetzung von Schülern da ist. Öffentliche Bibliotheken müssen in Zukunft als "lernende Organisationen" angesehen werden. Es gibt kein Ende in der Leseförderung. Eine stetige Verbesserung dieser Konzepte soll angestrebt werden.
Das Buch ist Grundlage für moderne Klassenführungen, es wird sich als sehr gutes Hilfsmittel in ihrer Planung und Durchführung erweisen und sollte bei der nächsten Klassenführung nicht fehlen.
Anschrift des Rezensenten
cand. Bibl. Alexander H. T. Schultheis
Kaltenbornstraße 27
D-30890 Barsinghausen
E-Mail: ahtschultheis@hotmail.com