Die Sicherstellung von gleichbleibender hoher Qualität bei anspruchsvollen Massendigitalisierungen von Bibliotheks- und Archivbeständen war bisher sehr arbeits- und zeitintensiv und damit teuer und fehleranfällig. Mit einem speziellen Software-Tool von Zeutschel auf der Basis des neu entwickelten Universal Test Target (siehe Kasten UTT) wird es nun möglich, mit der Auswertung eines einzigen Scans fast alle relevanten Qualitätsmerkmale zu analysieren und anhand auswählbarer Standards zu bewerten.
Die Überprüfung der Bildqualität bei Digitalisierungsprojekten machte es oftmals notwendig, in regelmäßigen Abständen Prüfscans mittels mehrerer Kalibriervorlagen (so genannte Targets, vergleichbar Testbildern im Fernsehen) durchzuführen und auszuwerten. Erschwert wurde das Qualitätsmanagement zudem dadurch, dass es an allgemein anerkannten und standardisierten Parametern zur eindeutigen Beurteilung der Bildqualität fehlte. Eine branchenumfassende Initiative schafft jetzt Abhilfe. Die Nationalbibliothek der Niederlande in Den Haag entwickelte in Kooperation mit dem Branchenverband FMI e.V. (Fachverband für Multimediale Informationsverarbeitung e.V.) und der Firma Image Engineering das Universal Test Target (UTT).
„Mit Hilfe der neuartigen Kalibriervorlage können alle relevanten Parameter mit nur einem einzigen Scan erfasst werden. Ein entsprechendes Tool kann diese Parameter analysieren und innerhalb weniger Sekunden feststellen, ob ein Bild dem geforderten Standard entspricht oder nicht. So lässt sich die Qualitätskontrolle automatisieren und „in-line“ im Produktionsvorgang und nicht mehr in einem zur Produktion parallelen Prozess durchführen“, erläutert Volker Jansen, Entwicklungsleiter bei Zeutschel.
In welchem Maße insbesondere die automatische Auswertung des UTT durch eine Analysesoftware die Qualitätssicherung künftiger Digitalisierungsprozesse verändern kann, wird am Beispiel einer von Zeutschel entwickelten Qualitätsmanagement (QM)-Lösung deutlich. Das Zeutschel ‚OS QM-Tool’ läuft unter Microsoft Windows Betriebssystemen und kann Scanner-unabhängig eingesetzt werden.
Im Gegensatz zu bisheriger Bildanalysesoftware, die für den Laboreinsatz durch hochqualifiziertes Personal ausgelegt ist, orientiert sie sich konsequent an den bei Massendigitalisierungen im Bibliotheksumfeld ablaufenden Produktionsprozessen und den dortigen Anforderungen an das Personal. Grenzwerte für qualitätsrelevante Faktoren wie Schärfe, Auflösung, Rauschen, etc. können projektspezifisch vorab definiert und in Parameterdateien gespeichert werden. Nach dem Scannen des UTT wird die dabei erzeugte Datei automatisch analysiert, die ermittelten Messwerte werden mit den vordefinierten Grenzwerten verglichen und die Resultate in Form eines Ergebnisprotokolls sowohl am Bildschirm als auch in eine Datei ausgegeben.
„Bei regelmäßiger Anwendung des UTT, beispielsweise nach 100 oder 200 Scans, kann die Bildqualität der Digitalisate so kontinuierlich überprüft werden. Die Gefahr, dass größere Chargen aufgrund von Dejustierungen des Scanners zeitaufwändig wiederholt digitalisiert werden müssen, wird dadurch deutlich reduziert“, so Volker Jansen. Weitere Effizienzsteigerungen bei der Qualitätskontrolle ergeben sich durch die Schnittstelle zur Zeutschel Capture-Software „OmniScan“. Das Ergebnisprotokoll wird in diesem Fall - ebenfalls automatisiert - von der Scan-Software bewertet. Bei Überschreitung der vorgegebenen Grenzwerte kann die Scan-Software dem Operator sogar konkrete Hinweise auf mögliche Fehlerursachen und Empfehlungen für deren Behebung liefern, was eventuell notwendige Nachjustierungen deutlich beschleunigen würde. Eine derartige Kombilösung für Zeutschel Scanner soll zur CeBIT und zum Bibliothekartag in Leipzig vorgestellt werden.
UTT ist ein offener Standard, die technischen Spezifikationen sind über die kürzlich eingerichtete UTT-Web-Seite frei zugänglich. UTT-Kalibriervorlagen können u.a. bei Zeutschel bezogen werden. Die Resonanz auf die Initiative ist nach den Worten von Volker Jansen sowohl auf Hersteller- wie auch auf Anwenderseite durchweg positiv. „Zustimmende Reaktionen gibt es unter anderem aus Frankreich, England und den USA. Auch das zuständige ISO-Spezifizierungsgremium hat bereits reagiert und eine Ad-hoc Kommission ins Leben gerufen, die sich mit dem UTT beschäftigt“, so Jansen.
Die mögliche Akzeptanz des UTT als ISO-spezifizierter Standard könnte die Initiatoren einem weiteren Fernziel näher bringen: Der Integration der UTT-basierten Qualitätskontrolle in die im Bibliotheksumfeld zum Einsatz kommenden Komplettlösungen zur Produktionsablaufsteuerung.
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