Felix Schloemp: Die 200 ulkigsten Enten, die im Blätterwalde
deutscher Zeitungen unfreiwillig ausgebrütet worden sind.
Mit Geleit- und Nachwort von Otto Julius Bierbaum.
Hildesheim: Olms 2007. Zuerst erschienen 1909.
Umschlagentwurf: Inga Günther, Hildesheim.
Von Zeitungsenten und Druckfehlerteufeln
Erlesenes von Georg Ruppelt
Ein komischer Vogel schwimmt seit über vier Jahrhunderten auf den
unübersehbaren Gewässern der Presse. Als Geburtsdatum der Zeitung wird das
Jahr 1605 angesehen, weil in diesem Jahr in Straßburg die so genannte
„Relation” zum ersten Mal erschien. Von dieser ersten Zeitung ist allerdings
nur weniges und das aus späteren Jahren überliefert. Die beiden ersten
Jahrgänge der zweitältesten Zeitung der Geschichte aber liegen vollständig
erhalten als weltweit einzige Exemplare in den Tresoren der Gottfried Wilhelm
Leibniz Bibliothek zu Hannover. Es ist der „Aviso”, der seit 1609 in
Wolfenbüttel gedruckt wurde. Wer den ersten Jahrgang des Aviso aufmerksam
liest, wird mit einiger Sicherheit auch dem erwähnten komischen Vogel
begegnen, nämlich der Zeitungsente. Das heißt, er liest eine Nachricht, die
nicht den Tatsachen entspricht. Die Zeitungsente wird in gutem Glauben als
wahre Nachricht oder aber als absichtliche Falschmeldung zu Presse gelassen.
Gewiss ist, dass schon im umfangreichen Nachrichtenpool dieser ältesten
erhaltenen Zeitung Enten der besagten Art schwimmen, denn Irrtümer und Fehler
sind verlässliche Gefährten allen menschlichen Denkens und Handelns.