21. Mai 2025
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Essentials

In der Ausgabe 3/2025 (Mai 2025) lesen Sie u.a.:

  • Die unheimliche Begegnung der
    KI-Art: Wie Menschen im Alltag mit Sprachmodellen umgehen
  • KI-Kompetenz als Kernaufgabe wissenschaftlicher
    Bibliotheken
  • Data Literacy: Datenkompetenz –
    von der Hochschule in den Job
  • Maschinelles Lernen im Auskunfts-
    und Informationsdienst:
    Analyse virtueller Chat-Anfragen
  • FAIRer Datenaustausch in der Wissenschaft: Warum der Weg noch steinig ist
  • Wissenschaftliches Publizieren im Umbruch: Teilen von Wissen und Prestige
  • Wie wirkt sich Open Science
    auf die Wirtschaft aus?
  • Wie vertrauenswürdig ist das Internet
    für Jugendliche im Zeitalter der KI?
  • Gefälschte Publikationen und
    institutionelle Retraction-Welle
  • Die Magie der Bücherschränke:
    eine Oase in der Bücherflut
  • Metrik-Sonifikation: Transformation
    von bibliometrischen Daten
    zur Vermittlung in Klangform
  • Gefährdung der Bibliotheksfinanzierung: die geplante Auflösung des IMLS und ihre Folgen
  • Nachhaltige Bibliotheken als
    Resilienz-Anker der Zukunft:
    ökologische Verantwortung,
    soziale Gerechtigkeit und
    strategische Partnerschaften
u.v.m.
  fachbuchjournal

FIZ Karlsruhe startet Forschungsprojekt zur Erkennung
verschleierter Plagiate in mathematischen Publikationen

Forscher von FIZ Karlsruhe und der Bergischen Universität Wuppertal werden in den nächsten drei Jahren Verfahren zur Erkennung verschleierter Plagiate in wissenschaftlichen Publikationen entwickeln. Beispielhaft werden dazu Veröffentlichungen in der Mathematik und Ingenieur-, Natur- und Technikwissenschaften auf Paraphrasen, Übersetzungen oder Ideenplagiate hin untersucht. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat jetzt ein wegweisendes Kooperationsprojekt bewilligt.

Schematische Darstellung: Original (links) und Plagiat (rechts) mit Hervorhebungen der ähnlichen Text- und Formelelemente

Plagiate in Doktorarbeiten hochrangiger Politiker - fast jeder kennt das Thema. Doch weit dramatischer sind sie, wenn sie in den Wissenschaften selbst verübt werden und gleichsam an deren Ehrenkodex rühren, an der guten wissenschaftlichen Praxis. Und: Ein Plagiat verletzt geistige Eigentumsrechte, insbesondere das Urheberrecht. Es ist Ideen- und Gedankendiebstahl. Das Entdecken von wissenschaftlichen Plagiaten hat überall stark an Bedeutung gewonnen, für Einrichtungen in Bildung und Forschung ebenso wie für Förderinstitutionen und Verlage. Dienstleister im Bereich der Plagiatserkennung konzentrieren sich aktuell vor allem auf die Identifikation kaum verschleierter Plagiatsformen, die typisch für Studierende und allenfalls Doktoranden sind. Noch wenig betrieben wird hingegen der aufwändigere Forschungs- und Entwicklungsaufwand für Werkzeuge und Dienste, die das Erkennen verschleierter Plagiatsformen in wissenschaftlichen Publikationen ermöglichen.

Vor diesem Hintergrund waren Mathematiker bei FIZ Karlsruhe und an der Bergischen Universität Wuppertal erfolgreich mit ihrem Projektvorhaben, Verfahren zum Erkennen  verschleierter wissenschaftlicher Plagiate, wie beispielsweise Paraphrasen, Übersetzungen oder Ideenplagiate, zu entwickeln, wie sie speziell in den sogenannten MINT-Disziplinen vorkommen (Mathematik, Ingenieur-, Natur- und Technik-wissenschaften). Um dieses Ziel zu erreichen, erforscht FIZ Karlsruhe, wie potenziell verdächtige Ähnlichkeiten zwischen Dokumenten durch die Analyse mathematischer Ausdrücke, als text- und sprachunabhängige Merkmale, erkannt werden können. Dieser neue, konsequent mathematikbasierte Ansatz der Plagiatserkennung wird mit text- und zitatbasierten Ansätzen aus vorausgegangenen Forschungsaktivitäten kombiniert. Gerade derartige Analysen verschiedenster Ähnlichkeitsmerkmale eignen sich besonders gut, um das breite Spektrum wissenschaftlicher Plagiatsformen erkennen zu können.

Die wissenschaftliche Community sowie Plagiatserkennungsdienstleister sollen damit in die Lage versetzt werden, auch sehr sorgfältig verschleierte wissenschaftliche Plagiate transparenter zu machen. Und der Transparenz fühlen sich FIZ Karlsruhe und die Bergische Universität Wuppertal auch in anderer Weise verpflichtet:  Sie werden ihre Forschungsbeiträge in dem freien und quelloffenen Plagiatserkennungssystem HyPlag (www.hyplag.org) umsetzen und ihren Code sowie die Forschungsdaten offen zugänglich machen. Zusätzlich werden die gemeinsamen Forschungsbeiträge kontinuierlich mit den Editoren des renommierten Informationsservice zbMATH evaluiert.

Projektleiter Dr. Moritz Schubotz von FIZ Karlsruhe erläutert: „In den letzten 10 Jahren wurde im Rahmen der Qualitätssicherung von zbMATH bereits mehr als 400 Verdachtsfällen auf Plagiate nachgegangen. Die meisten Fälle wurden von Editoren und Reviewern entdeckt, die die Originalresultate kannten und daher Verdacht schöpften. Durch das neue Forschungsprojekt und v. a. durch formelbasierte Analysen soll eine automatische Früherkennung möglich werden. Sie kann von der bestehenden textbasierten Software nicht geleistet werden. Die menschliche Expertise wird damit wesentlich erweitert“.

zbMATH ist dafür die zentrale Plattform. Der Informationsservice weist mathematische Publikationen seit dem Jahr 1868 in detaillierter Form nach und bietet Zugang zu mehr als 3,7 Millionen bibliografischen Referenzen aus der weltweiten Fachliteratur. Zusammengefasst und bewertet durch ein internationales Netzwerk von mehr als 7.000 Wissenschaftlern, wird die wissenschaftliche Qualität der Artikel öffentlich transparent. Der bislang entgeltpflichtige Informationsservice zbMATH soll in eine Open-Access-Plattform umgewandelt werden und ab 2021 für die mathematische Community weltweit frei zugänglich sein. Die bessere Erkennung von Plagiaten erhält dadurch nochmals einen höheren Stellenwert.

www.zbmath.org
www.fiz-karlsruhe.de