b.i.t.online 6 / 2016
Reportagen
Der Technologiehype ist ausgestanden.
Jetzt geht der Kampf um die Inhalte so richtig los.
Bericht über die Frankfurter Buchmesse 2016
Vera Münch
Der Diskurs wird zum Content, das Forschungsfragment zur Publikation. Das Buch spricht,
seine Bilder werden lebendig, und als Teil des Internets der Dinge lernt es auch noch, sich
mit weiteren Quellen zu verbinden, ja, sich sogar selbständig zu Interessensgemeinschaften
zusammenzufinden. Damit gehört das Buch dann auch zur Industrie 4.0. Trotzdem stand das
Digitale nicht mehr im Mittelpunkt der Frankfurter Buchmesse 2016. Der Technologiehype
flacht ab. Der Inhalt rückt wieder in den Mittelpunkt und mit ihm die Forderung nach neuen
Modellen zur Unterstützung der Kreativität der Autoren und Künstler sowie der Wahrung ihrer
Rechte als Urheberinnen und Urheber. Jeder an der Kreativitätskette beteiligten Person müsse
Anerkennung und ein entsprechender Bonus gezollt werden, so Jeff Jarvis, der Hauptvortragende der
neuen Kunstmesse-in-der-Buchmesse, THE ARTS+. Die Werkzeuge für die Unterstützung
der Kreativen kommen aus der Digitaltechnik. Mit ihnen etablieren sich Softwareschmieden als
unverzichtbare Kooperationspartner oder entwickeln sich selbst zu Content-Anbietern. Um die
Produktion von Büchern sowie die Aufbereitung und Bereitstellung von Information und Wissen
herum formiert sich eine bunte Branche. Neue Mitbewerber schießen wie Pilze aus dem Boden.
Brisant ist die Buchmesse auch wieder als Bühne für politische Stellungnahmen zum
Weltgeschehen. In diesem Jahr ging es allerorts um die durch Brexit und nationalistische
Strömungen verursachte Bewährungsprobe für Europa und die in vielen Ländern wieder stark
bedrohte Freiheit des Wortes, hochaktuell in der Türkei #FreeTheWords #FreeWordsTurkey.
b.i.t.online Sofa 2016 auf der Frankfurter Buchmesse
Martina Kuth und Vera Münch
Provokativ überschrieben mit dem Titel ,Der große „DEAL“?', traf das von b.i.t.online, Library Essentials und fachbuchjournal ausgerichtete Podium zum Thema Nationallizenzen für die
pauschale Nutzung wissenschaftlicher Publikationen am Buchmessedonnerstag den Nerv der Branche. Vor gut 100
Zuhörerinnen und Zuhörern (über die Hälfte davon harrte stehend aus) diskutierten Verlage, Bibliotheken und Buchhandel ihre Positionen. Trotz laufender Verhandlungen, vielfach angemahnter Intransparenz und fühlbar hoher Anspannung zeigten alle Podiumsgäste große Gesprächsbereitschaft, auch
über die Veranstaltung hinaus. Es war förmlich in der Luft zu spüren, dass viele Aspekte der Anderen einfach noch nicht gesehen werden.
Das zweite Podium am Freitag warf unter dem Titel „Publizieren durch Startups“ ein Schlaglicht auf die Chancen innovativer Aufbereitung und Bereitstellung von Information und Wissen mit Hilfe der Digitaltechnologie. Vertreter von vier jungen Unternehmen schilderten beindruckende Ideen und Ansätze
zum wissenschaftlichen Informationsaustausch der Zukunft, aber auch, wie schwierig es für junge Unternehmen ist, die Durststrecke bis zur Schwelle der Gewinnzone zu überstehen,
und welche Gefahren unterwegs lauern. Das b.i.t.online-Sofa fand wie immer von 12.00 bis 13.00 Uhr
auf der Scientific & Professional Information Stage in Halle 4.2 statt.
Publishing Trends of the Future –
consequences for research outputs and measures of impact
Auf dem HotSpot der Frankfurter Buchmesse thematisierte die DGI die Zukunftstrends
des wissenschaftlichen Publizierens in digitalen Zeiten und ihre Konsequenzen für die Forschung
Elgin Helen Jakisch
Forschungsoutput und „Return of Investment“ werden für Forschungseinrichtungen und ihre Träger immer
wichtiger. Wie wird man Einflussfaktoren und Forschungsergebnisse in Zukunft messen? Wie stellen
sich Verlage darauf ein, wie gehen Hochschulen als Publizierende damit um und wo sieht der Nachwuchs
zukünftige Schwerpunkte? Zusammen mit Wissenschaftsverlagen, Verwertungsgesellschaften,
Hochschulen und Startups ging die DGI e.V. (Deutsche Gesellschaft für Information und Wissen)
diesen Fragen auf dem Hot Spot Professional & Scientific Information in Halle 4.2 nach. Die
Veranstaltung der DGI fand in Kooperation mit dem P-D-R (Pharma Documentation Ring) und dem PAID
(Pharma Arbeitskreis Information & Dokumentation) statt. DGI-Präsident Dr. Reinhard Karger, Leiter
Unternehmenskommunikation des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) in
Saarbrücken, moderierte.
„Haus des Wissens” statt Bibliothek?
Bericht vom 12. BibliotheksLeiterTag in Frankfurt am Main
Helga Bergmann
Bibliothekarinnen und Bibliothekare sollen mutig, schnell, kreativ, leidenschaftlich, neugierig, lernbereit,
aufmüpfig, humorvoll, freundlich, flexibel sowie größenwahnsinnig und im positiven Sinn bekloppt sein.
So jedenfalls formulierten die Vortragenden beim 12. BibliotheksLeiterTag in ihren Abschluss-Statements
die für eine prospere Zukunft der Bibliothek wünschenswerten Eigenschaften der dort Beschäftigten.
Zuvor hatten die Referentinnen und Referenten in ihren Beiträgen die Sicht der Kunden eingenommen.
„Kunden, die wir gerne hätten, die uns jedoch nicht nutzen wollen oder können“, wie die Moderatorin
Barbara Lison in ihrer Einführung erklärte. Die bei der Veranstaltung aufgeworfene Frage, ob eine
Umfirmierung der Bibliothek in „Haus des Wissens“ in der Lage sei, das immer noch verstaubte Image
aufzupolieren, blieb unbeantwortet.
Orte der Möglichkeiten
Wie sieht die Bibliothek der Zukunft aus? Brauchen wir Roboter als Dienstleister?
Was macht innovatives IT-Management aus? Das waren Themen,
die beim 9. Bibliothekssymposium an der TH Wildau diskutiert wurden.
Marion Koch
„Connections. Collaboration. Community.”
Der 82. IFLA-Weltkongress in Columbus, Ohio
Eva Bunge und Heike da Silva Cardoso
Der Weltkongress der „International Federation of Library Associations and Institutions“ (IFLA) fand dieses
Jahr im August unter dem Motto „Connections. Collaboration. Community.“ in Columbus, Ohio, in den
Vereinigten Staaten von Amerika statt. An dieser 82. Ausgabe des Kongresses nahmen ca. 3.200 Personen
aus 137 Ländern teil, die Fachvorträge, Workshops, Firmen- und Posterpräsentationen besuchten. Viele
von ihnen unterstützen auch die IFLA und halfen das zukünftige Programm der Organisation zu gestalten,
indem sie an Sektionssitzungen und Mitgliederversammlungen teilnahmen, angeregte Diskussionsrunden
führten und die nächsten Kongresse und Satellitenkonferenzen planten.
Einer der wichtigsten Aspekte
für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Kongresses ist und bleibt aber der Erfahrungsaustausch
mit internationalen Kolleginnen und Kollegen. Das Motto des Kongresses zog sich durch das ganze
Kongressprogramm, sodass man Erfahrungen und Berichte zu verschiedensten Themen anhören konnte,
die einen Blick über den eigenen Tellerrand ermöglichten: Kulturabende in isländischen Bibliotheken, die
Auswirkungen der politischen und wirtschaftlichen Situation in Venezuela auf die Arbeit der dortigen
Bibliothekarinnen und Bibliothekare oder auch die Rolle der öffentlichen Bibliotheken in Taiwan in der
nationalen Diskussion kontroverser gesellschaftlicher Themen.
Willkommen in Öffentlichen Bibliotheken in Ohio/USA
Ulrike Lang
Das Gute an der Absage eines IFLA Satellite Meetings mit bereits gebuchten
Flügen ist, dass man in den Genuss von Bibliotheksbesichtigungen
kommt, die man eigentlich gar nicht geplant hatte. So war ich also
vor der IFLA Konferenz in Cleveland gelandet, nahm mir einen Mietwagen
und fuhr – mit einigen Umwegen – nach Columbus, Ohio.
Gleich vorweg: Weltweit trifft man Bibliothekarinnen und Bibliothekare, die mit großem Enthusiasmus ihrer
Arbeit nachgehen und immer gern bereit sind, Ihre Services zu präsentieren.
Das heißt, als unangemeldeter Gast fühlt man sich doch immer willkommen und bekommt vieles gezeigt,
womit man vielleicht gar nicht gerechnet hat.
70 Jahre bibliothekarische Ausbildung in Hamburg
„Das Engagement, die Ideen und die Unterstützung
durch die Studierenden war ganz fantastisch!”
Unter dem Motto »in/trans/formation« bot das Department Information der HAW Hamburg
im Jubiläumsjahr 2016
zahlreiche Gelegenheiten, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft
der bibliothekarischen Ausbildung in Hamburg zu erkunden
Nicole Gageur und Christine Gläser
iPRES 2016 in Bern –
13th International Conference on Digital Preservation
Angela Gastl, Franziska Geisser, Ana Sesartic, Roland Suri und Matthias Töwe
Die International Conference on Digital Preservation (iPRES) pendelt im Dreijahresrhythmus zwischen
Europa, Amerika und Asien / Australien. Vom 3. bis zum 6. Oktober 2016 lud die Schweizerische
Nationalbibliothek (NB) als Gastgeberin ins Kongresszentrum nach Bern und 340 Teilnehmerinnen und
Teilnehmer aus 30 Ländern folgten der Einladung.