b.i.t.online 4 / 2017
Fachbeiträge
Bewegungsbücher in 3D
Eine Konzeptstudie zur Digitalisierung dynamischer Buchobjekte
Christian Mathieu und Marius Hug
Seit einigen Jahren erleben die Material Culture Studies einen rasanten und
nach wie vor ungebremsten Aufschwung, in dessen Gefolge schrifttragende Artefakte in
ihrer Dinghaftigkeit ins Zentrum des wissenschaftlichen Erkenntnisinteresses rücken.
Befördert wird dieser als „Materialisierung des Kulturellen” und weit häufiger als
Material Turn bezeichnete Prozess nicht nur durch zahlreiche
wissenschaftspolitische Impulse und Förderinitiativen, sondern auch und vor allem
durch die technischen Potentiale der Digitalisierung, die unter dem Paradigma der
Digital Humanities immer stärker auch von den Geistes- und Kulturwissenschaften
ausgeschöpft werden. Gerade in Verbindung mit der Förderlinie Die Sprache der
Objekte:
Materielle Kultur im Kontext gesellschaftlicher Entwicklungen hat sich
das Bundesministerium für Bildung und Forschung mit seiner Ausschreibung zur
Digitalisierung von Objekten des kulturellen Erbes eHeritage in diesem Zusammenhang
als gestaltende Triebkraft erwiesen. Nachdem die Staatsbibliothek zu Berlin gemeinsam
mit der Universität Potsdam bereits 2014 mit dem Forschungsvorhaben Alexander von
Humboldts Amerikanische Reisetagebücher: Genealogie, Chronologie und
Epistemologie im Rahmen des zuerst genannten Förderformats erfolgreich war,
konnte sie sich im vergangenen Jahr auch über die Bewilligung ihres Projektantrags
BeWeB-3D im Zuge der eHeritage-Ausschreibung freuen.
Freie Digitalisate für uneingeschränktes wissenschaftliches Arbeiten
André Lahmann
Die UB Leipzig digitalisiert bereits seit langem ihre vielfältigen Bestände und
stellt den NutzerInnen die bildlichen Digitalisate zur Verfügung. Mit dem
Kriterienkatalog der „Open Library Badge 2016” – eine virtuelle Auszeichnung mit dem
Ziel, die Offenheit von Bibliotheken sichtbar zu machen – wurde an der UB Leipzig
im Zuge einer kritischen Selbstreflexion hinsichtlich ihrer Openness auch die Praxis
der Veröffentlichung von Digitalisaten geprüft und überarbeitet. Das Ergebnis ist
eine Open Digitalization Policy, die die Nutzung der Digitalisate in keiner Weise
einschränkt.
Leitfaden zu Open Educational Resources
für Bibliotheken und Informationseinrichtungen
Wolf-Dietrich Mußmann, Sabine Stummeyer, Anke Wittich und Uta Kirtyan
„Bitte entfernen Sie alle vom Rahmenvertrag §52a UrhG betroffenen Dateien von den
Hochschulservern”, lauteten zahlreiche Mitteilungen von Hochschulleitungen an die
Mitglieder ihrer Hochschulen zum Ende des Jahres 2016. Dieser Mitteilung sind viele
Diskussionen zum Thema Urheberrecht vorausgegangen, haben Fragen und Befürchtungen
aufgeworfen. Betroffen sind insbesondere Lehr- und Lernmaterialien auf den
Lernplattformen, die ergänzend zu den Lehrvorträgen für Studierende zur
Verfügung gestellt werden. Gleichzeitig werden studierendenzentrierte Lehrformen
wie z.B. flipped classroom propagiert, eine Lehrform, bei der
Lernmaterial für Studierende im Vorfeld der Lehrveranstaltung bereitgestellt wird.
Zwar ist das Damoklesschwert des § 52a UrhG dann kurz vor Inkrafttreten abgeschwächt
und aktuell mit einer anderen Praxis belegt worden, trotzdem bleibt ein gewisser
Handlungsbedarf zur Lösung dieser Diskrepanz. Open Educational Resources (OER) bieten
sich in diesem Fall an, um einerseits urheberrechtlichen Problemen aus dem Weg zu
gehen, andererseits Studierende umfangreich mit Selbstlernmaterial zu versorgen und damit die gewünschte didaktische Weiterentwicklung zu unterstützen.