21. November 2024

b.i.t.online   6 / 2019
Buchmesse Frankfurt

Und in welche Richtung jetzt?

Die 71. Frankfurter Buchmesse setzte starke Zeichen für Meinungsfreiheit und Demokratie.
Wohin das wissenschaftliche Publikationswesen driftet, blieb trotz endloser Diskussionen schleierhaft

Vera Münch und Elgin Jakisch
Hörbücher, Podcasts und andere Audioformate stehen hoch im Kurs. Sie brachten Spotify, audible (Amazon), storytel und Wondery auf die Bühnen der Buchmesse, Frankfurt Audio als neuen Ausstellungsbereich in die Halle 3.1 und die neue Konferenz Frankfurt Audio-Summit in die Halle 4.2.
   Bei den Büchern boomt Selfpublishing weiter. Drumherum entsteht ein neuer Dienstleistungsmarkt mit altbekannten Autoren- und Publikationsservices. Die Nachfrage nach Sachbüchern steigt. Der Lizenzhandel hat viel zu tun. Übersetzungen sind gefragt. Videobasiertes Lernen wird wichtiger. Junge Marktteilnehmer wie boclips bieten Wissensvideos mit neuen Geschäftsmodellen kostenpflichtig neben freiem Open-Educational-Ressources-Material (OER) an. Augmented Reality (AR) lässt die Figuren in Kinderbüchern von S.M.I.L.E lebendig werden. Das Smartphone dient als Zauberlupe.
   Der Datenhunger der Unternehmen ist ungebremst. Künstliche Intelligenz (KI) hilft bei der Auswertung. Die Nutzung wird kreativer. Digital Science, ein Unternehmen der Holtzbrinck Publishing Group, bietet mit Dimensions ein „Forschungsinformationssystem der nächsten Generation” an, das „erstmals über 128 Millionen
Publikationen, Forschungszuwendungen, Policies, Daten und Metriken vereint”, und kauft reihenweise Start-ups mit Lösungen für die digitalbasierte Informationsgewinnung und Wissensweitergabe im Forschungszyklus auf. Die meisten Services werden irgendwie an Dimensions angeschlossen. ManyPrint Solutions, eine Druckerei aus Stuttgart, zieht aus Datenbeständen von Kochbüchern personalisierte Rezepte und macht daraus individuelle Kochbücher, z. B. für die vegane, glutenfreie Küche ohne Rosenkohl.
   In der akademischen Verlagswelt gibt es seit April 2019 das erste maschinengenerierte Chemiefachbuch. Es kostet 51,99 Euro. Auf der Liste der Diskussionsthemen des wissenschaftlichen Publikationswesens stehen Open Access und Open Science ganz oben. Amerikanische und englische Branchenteilnehmer beschäftigen sich intensiv mit Plan S, beobachten die Entwicklungen zu den Transformationsvereinbarungen in Europa, speziell die in Deutschland im Projekt DEAL verhandelten Verträge.
   Die Sensation zum Thema Open Access aber lieferte auf der Frankfurter Buchmesse 2019 nicht wie erwartet Springer Nature sondern Elsevier.

b.i.t.online Sofa 2019 auf der Frankfurter Buchmesse

Elgin Jakisch und Vera Münch
Neue Formen des Publizierens und Nutzens von Informationen drängen weiter in alte Geschäftsmodelle der Verlagswelt vor. Dilemmata zwischen dem Urheberrecht, dem Nutzungsbedarf von Publikationen und Schattenbibliotheken sind noch lange nicht ausgestanden. Der Erwerbungsprozess elektronischer Medien ist nach wie vor zu kompliziert. Bei den angebotenen Lizenzmodellen für E-Books kann man schier den Überblick und am Ende die Lesenden fast aus den Augen verlieren. Das b.i.t.Sofa 2019 setzte Schlaglichter auf diese Herausforderungen und brachte zum Gedankenaustausch darüber Menschen aus den Bereichen Verlage, Bibliotheken, Wissenschaft, Forschung und Neugründungen zusammen.
Am 16. Oktober ging es um Publikationsprozesse in der Wissenschaft – was tun Verlage für Wissenschaftler? Bei b.i.t.sofa Aktuell am 17. Oktober diskutierten Bibliotheks- und Verlagsvertreter mit einer Journalistin über Schattenbibliotheken – wie Verlage und Bibliotheken ausgetrickst werden. Am 18. Oktober beim b.i.t.sofa in Zusammenarbeit mit dem BIB-Berufsverband Information Bibliothek e.V. standen E-Book-Erwerbungsmodelle in Öffentlichen Bibliotheken im Fokus. Die Gäste debattierten auf den zum 13. Mal auf der Academic & Business Information Stage in Halle 4.2 angebotenen Podien auch in diesem Jahr wieder rege untereinander und mit dem interessierten Fachpublikum.

„Smart Libraries” vorgestellt

Erwin König
„Ich freue mich, auf der Buchmesse wieder einmal ein Buch aus unserer Reihe b.i.t. online innovativ, nämlich ,Smart Libraries – Konzepte, Methoden und Strategien' präsentieren zu dürfen”, sagte Erwin König, Verlagsleiter der b.i.t.verlag gmbh. Das Wort „Smart” sei ihm zum ersten Mal in Form einer Automarke begegnet, inzwischen treffe er es häufiger an,
z. B. in Form von Smart Home oder Smart City und in Zukunft werde es sicher noch häufiger gebraucht werden. Daher sei er sehr stolz, dass er im b.i.t.verlag das erste Buch „Smart Libraries” herausbringen konnte. Zur Präsentation übergab er an die beiden Herausgeberinnen Linda Freyberg und Sabine Wolf.

Von Big Data und Künstlicher Intelligenz zur persönlichen Marke

Mit welchen Herausforderungen sollen sich Information Professionals in Zukunft beschäftigen,
wenn sie ihre Kunden überzeugen wollen? Die Steilvorlagen für den Unternehmenserfolg in siebter Folge.

Stephan Holländer
In der siebten Ausgabe der „Steilvorlagen für den Unter- nehmenserfolg” wurde den Teilnehmerinnen und Teilnehmern während der diesjährigen Frankfurter Buchmesse vom Arbeitskreis (Gerold Frers, Sabine Graumann, Michael Klems, Tim Brouwer) ein breites Themenfeld geboten.
   Aus dem Arbeitskreis wurden 106 verkaufte Eintritte gemeldet.
Nach seinen Aussagen nahmen in diesem Jahr mehr Vollzahler an der Veranstaltung teil. 47% sollen erstmalige TeilnehmerInnen an der Veranstaltung sein, wie in der Einleitungsansprache der Buchmesse bekannt gegeben wurde. Augenscheinlich nahmen weniger Studierende als in den Vorjahren an der Veranstaltung teil.