In guten wie in schlechten Zeiten
Filme für Zuhause und anderswo:
Das digitale Streaming-Angebot von filmfriend, dem Filmportal der Bibliotheken
Die Filmwelt verändert sich dramatisch. Das tat sie schon vor dem Coronavirus, womöglich wird sich nach der hoffentlich bald überstandenen Krise die ganze Branche neu aufstellen, ja aufstellen müssen.
Dabei war alles ohnehin schon in Aufruhr, seit weltweit operierende Streaming-Dienste wie Netflix, Disney+ oder Amazon Prime ihre Filmwaren anzubieten begannen, und das oft zu unschlagbaren Einstiegspreisen, gegen die eine Kinoeintrittskarte kaum noch eine Chance hat. Langsam, aber beharrlich ändert sich unser Freizeitverhalten.
Doch nun herrscht der gesellschaftlich extremste Ausnahmefall, und nicht nur Filmfreunde, die auf ihren Kinobesuch verzichten müssen, sondern alle, die daheim bleiben müssen und ihre unfreiwillige Freizeit allein, zu zweit oder in der Familie sinnvoll gestalten wollen, fragen sich: Wo und wie sehe ich jetzt und zukünftig „meine“ Filme?
Wo sehe ich „meine“ Filme? Neue Chancen für Bibliotheken
Noch gibt es zwar die Möglichkeit, Filme auf DVD oder Blu-ray zu sehen, doch dieses Marktsegment war schon vor der Virus-Krise bedroht: Während das Geschäft mit Video-on-Demand wächst, nimmt der Konsum von DVD und Blu-ray stetig ab, ebenso der Verkauf von DVD- und Blu-ray-Playern. Eine ganze Branche wird zum Auslaufmodell, erweist sich als ungeeignet für den neuen Medienkonsum via Smartphone, Tablet und Laptop.
Doch aus den Marktveränderungen wie auch aus dem steigenden Bedarf an Filmen ergeben sich neue Chancen. Die medientechnologische Entwicklung der letzten Jahre, bei der Wissen, Informationen, Unterhaltung und Kultur zunehmend audiovisuell und digital vermittelt werden, stellte die Bibliotheken bundesweit vor neue Herausforderungen. Seit langem schon suchten sie nach einem Weg zur kulturellen Partizipation und Demokratisierung ihrer Angebote, und zumindest in Bezug auf den Umgang mit hochwertigen Filmen und Serien bietet sich ihnen dafür nun eine Chance.
Immer mehr Stadtbibliotheken starten ihr eigenes Streaming-Angebot für Filme und Serien. Nicht nur in Deutschland, auch in der Schweiz und ab dem 1. Juni 2020 in Österreich bieten öffentliche Büchereien mittlerweile zahlreiche Spiel-, Dokumentarfilme und Serien auch als Streaming-Angebot. Womit sie viel mehr leisten als eine bloße „Filmversorgung“: Sie schaffen ein filmkulturelles Gegengewicht zu kommerziellen Streaming-Diensten. Mehr noch: Erstmals erreichen sie auch Menschen, die die traditionellen Wege der Filmrezeption, nicht zuletzt aus finanziellen Gründen, bislang nicht nutzten oder nutzen konnten. Mit ihrem digitalen Filmangebot ermöglichen ihnen die Büchereien einen leichteren Zugang zur Filmkultur.
Öffentliche Bibliotheken werden zum vitalen Ort für Filmkultur
Partner der Bibliotheken ist das in Potsdam-Babelsberg ansässige Video-on-Demand-Portal filmfriend. Dieses Portal startete im Juli 2017 in Berlin, seitdem haben sich mehr als 150 Büchereien angeschlossen, Tendenz weiter steigend, nachvollziehbarer Weise gerade auch in der aktuellen Krisenzeit. Doch der Plan greift viel weiter in die Zukunft: Die Bibliotheken erwerben das umfangreiche Filmpaket, wohl wissend, dass andere Trägermedien wie die DVD nicht mehr zukunftsfähig sind, vor allem aber, um sich selbst als ambitionierter und vitaler Kulturort zu präsentieren.
Praktisch funktioniert das so: Über das Portal machen Stadtbibliotheken für ihre Nutzer/-innen Spiel- und Dokumentarfilme, aber auch Kurzfilme und Serien verfügbar; als Mitglied einer öffentlichen Bibliothek ruft man über den Mitgliedsausweis die von filmfriend angebotenen Filme auf ein Fernsehgerät, ein Tablet oder ein Handy ab – von zuhause, im Café oder in der Straßenbahn, und das immer kostenfrei.
Über die jeweilige Internet-Adresse einer Bibliothek oder die korrespondierende App stehen Büchereikunden derzeit etwa 2.000 Filme zur Verfügung. Das Angebot unterscheidet sich von dem gängiger Streaming-Portale deutlich: Nutzer/-innen finden über das Angebot ihrer jeweiligen Stadt vor allem deutsche Filme, internationale, besonders europäische Arthouse-Titel, Filmklassiker, Kurzfilme, Serien und Dokumentarfilme, nicht zuletzt ein umfangreiches, nicht minder kompetent kuratiertes Angebot für Kinder und Jugendliche.
Die von der filmwerte GmbH entwickelte Plattform ist werbefrei und hat keine Laufzeitbegrenzung. Täglich kommen Neuheiten hinzu, die Filme sind ständig verfügbar und stehen überwiegend in Full-HD-Auflösung zur Verfügung. Die Altersfreigabe für Kinder wird bei der Anmeldung auf der Plattform automatisch geprüft.
Der Filmfreund ist sein eigener Programmgestalter
Dank des Engagements der Bibliotheken gibt es ein attraktives, filmkulturell sinnvolles Gegengewicht zu den zumeist marktorientierten Streaming-Diensten. Vor allem sorgen die Büchereien in den aktuellen Krisenzeiten für eine fast alternativlose Grundversorgung mit kulturell wertvollen Filmen.
Das Kino soll und muss auch in Zukunft seinen Platz als unverzichtbarer, existenziell bedeutsamer Ort für gute Filme bewahren. Bibliotheken freilich können dann ihr kreativer und kooperativer Partner sein: Kinoaktualität verbindet sich im Idealfall mit digitalem Kinorepertoire via Streaming-Angeboten. Der Filmfreund wird dem Kino nicht entfremdet und zugleich auch zu seinem eigenen Programmgestalter. Was keine schlechte Perspektive in Zeiten visueller Reizüberflutungen ist – so diese denn hoffentlich bald wieder zurückgekehrt sind.
filmwerte GmbH
Dianastr. 44
14482 Potsdam